Nakanjale, Petrus * ?, ? † . In dem Visitationsbericht von Welsch über die Gemeinde Tsumeb nennt er Petrus Nakanjale als einen besoldeten Ovamboevangelisten, der 45/- (in welcher Zeit ist nicht explizit genannt) bekommt.1 Aus den Aufzeichnungen von Frau Welsch nach dem frühen und unerwarteten Tod ihres Mannes: "18.03.1927 Bin ganz traurig, Petrus hat bekannt gemacht, mir gehört jetzt die Gemeinde, alle haben ihre Karten zu mir zu bringen. Nun haben das schon viele getan und eine große Unruhe ist in der Ovambogemeinde. Gut, daß ich mit den Leuten sprechen kann. Vater mußte immer Petrus kurz halten, sonst ging es nicht mit ihm. Jetzt trägt er den Kopf so hoch und geht so stolz einher mit einem sieghaften Lächeln um den Mund. Mir ist er schon längst unsympathisch. Wie anders sind da die anderen Gehülfen." (Auszüge aus einem Tagebüchlein (Heft), das Großmutter vor allem in dieser letzten Zeit führte. Ursula Vethake und Gerd Schnakenwinkel. 2011 / 2012) 18.03.1927 Petrus hat mich sehr geärgert. Er nimmt sich soviel heraus, sagt den Leuten, er sei der große Muhongi. Ja, so sind die Eingeborenen, nichts können sie mal selbständig machen. Ist das nicht traurig? Gleich sind sie obenauf, genau wie kleine Kinder, die allein zu Hause sind. Gut, daß ich die Leute beruhigen konnte. Petrus hat sich bei allen Gemeindegliedern, Erwachsenen und Kindern, die Gemeindekarte geben lassen, bei Kindern den Geburtsschein. Ein ganzer Berg soll in seinem Pontok liegen. Alle Angelegenheiten habe er zu regeln und wer eine Sache habe, der dürfe nur mit einem Ältesten kommen. Er ist ganz übergeschnappt, so etwas wie Größenwahn. Vater mußte immer eine feste Hand bei ihm haben, nun war er wohl froh, daß er die nicht mehr fühlte. Die anderen kommen und sagen, wo wir trauern, hat er so böse Gedanken. Es hat mir unsagbar weh getan, daß ich sehen muß, wie der Teufel so geschickt hier die Gemeinde zerreißen möchte. Gottlob tun die Ältesten treu ihre Arbeit weiter. Sie beten viel zusammen. (Aus: Ihr Lieben Alle! Die Missionarseltern Welsch schreiben an ihre Kinder in der Heimat 1925 bis 1927. Ursula Vethake und Gerd Schnakenwinkel. 2011 / 2012) 29.03.1927 Eben war Nikodemus wieder da, so ganz das Gegenteil von Petrus. Petrus mag ich nicht mehr sehen, wenn er so aufgeblasen ankommt. Am Samstag stank er nach Parfüm, gestern hatte er sogar eine Brosche angesteckt. Dem fehlt unser Vater, der ihn täglich in Zucht nahm, da kommt er breitspurig an und erzählt mir von seinen Krankenbesuchen, dabei stimmt es nicht. Die Kinder, die er als gesund schilderte, sind noch schwer krank. So unwahr ist der Mann. Dagegen Nikodemus so bescheiden, voller Sorge um die Taufschüler und Christen, voller Liebe zu seinem Lehrer. "Die Nacht habe ich geträumt," sagte er, "ich solle nicht müde werden, treu weiter arbeiten, dann komme ich auch zu ihm, sagte mein Muhongi." Er kann den Schmerz noch nicht los werden. Ebenso seine Freunde. Sie sind alle mehr oder weniger krank. Einer liegt im Lazarett. In diesen Sonntagen soll die Taufe sein, und nun sind sie so traurig. Ja, wir verstehen da Gottes Walten nicht. (Auszüge aus einem Tagebüchlein (Heft), das Großmutter vor allem in dieser letzten Zeit führte. Ursula Vethake und Gerd Schnakenwinkel. 2011 / 2012) 25.03.1927 Eben kommt ein Brief von Erastus. Da schreibt er, daß dem Muhongi Nakambale sein Sohn so schnell gestorben, so schnell dem Vater gefolgt sei. Nun sagen die Leute: "Gott nimmt uns die Lehrer weg, weil wir in unseren Herzen verstockt sind." Was mögen sie sagen, wenn sie es von unserem Vater hören. Da werden viele still weinen. ... Seine Ältesten trugen ihn in die Eingeborenen Kirche. Dort hielt Missionar Schmitz eine kleine Ansprache, dann wurde der Sarg geschlossen. Von da wurde er gefahren zur deutschen Kirche. Hier war auch eine kleine Feier. Sehr viel Eingeborene und Deutsche waren am Grab. Zuerst war in deutscher Sprache die Ansprache nach dem Text "Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." Dann in Nama: Br. Schmitz in Ovambo: Petrus in Herero: Hendrich. Nach der Einsegnung wurde das Grab geschlossen. Nie hätte ich gedacht, daß ich das erleben müßte. Stets war mein Gedanke, ich sterbe zuerst. Nun ruht mein treuer Weggenosse in Tsumebs Erde. Seine Seele bei seinem Heiland. Wenn mein Herz auch blutet, so will ich doch in Gottes Kraft getrost meinen Weg gehen. Er, der treue Heiland, hält mich an seiner Hand. Er wird mir auch helfen bei der Erziehung der Kinder. (Auszüge aus einem Tagebüchlein (Heft), das Großmutter vor allem in dieser letzten Zeit führte. Ursula Vethake und Gerd Schnakenwinkel. 2011 / 2012) Married: Children: Education: Other family members connected to RMS: Mission Stations: History with the RMS: 1 AELCRN VII 32.1:149. --------------- ------------------------------------------------------------ --------------- ------------------------------------------------------------